Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger zieht zu seinem an Alzheimer erkrankten Vater und beschreibt seine Begegnungen, sein „In-Kontakt-Treten“ mit seinem Vater während dieser Zeit: sehr behutsam und liebevoll, respektvoll zurückhaltend. Die Erzählung endet, bevor der Vater schließlich stirbt, das Buch mit einer Zitaten- und Anektodensammlung.

Neben den Vater-Sohn-Gesprächen und den Fakten in der Gegenwart des Buches, werden in Rückblicken Lebensabschnitte des Vaters beleuchtet, die ein Verständnis für die schwierigeren Seiten der Persönlichkeit ermöglichen: besonders eindringlich ist die Traumatisierung durch die Kriegserlebnisse, die sich praktisch durch sein ganzes Leben ziehen.
Aus der Sicht der Kinder (Arnos und seiner Geschwister) ist die Organisation der Pflege und die Konfrontation mit dem nachlassenden Gedächtnis- und Erinnerungsvermögen und den Halluzinationen des Vaters eine außerordentliche Herausforderung.

Nie wirkt der Text auf mich voyeuristisch oder geht er über persönliche Grenzen. Besonderes sind die aufgezeichneten Dialoge, wie z.B.:

„Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“
„Ich kümmere mich um alles.“
„Mich dürft ihr nicht vergessen. Das wäre ungerecht.“
„Das tun wir nicht.“
„Du, aber ganz so leicht ist das nicht.“
„Ganz bestimmt, dich vergessen wir auf keinen Fall.“

Oder das Auseinandersetzen des Vaters mit der eigenen, erkannten zunehmenden Hilflosigkeit:

„Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen – Herrschaft noch einmal – egal – es ist nicht weltbewegend.“

„Der König in seinem Exil“ ist kein Buch über Alzheimer, über die Krankheit des Vaters, sondern ein schönes, ruhiges, liebevolles, unaufgeregtes Buch über das Altwerden. Über die Würde des Menschen.

Das Leben ist schön,
meint Thomas