Schiffbruch mit Tiger

Yann Martel: Schiffbruch mit TigerSchiffbruch mit Tiger

Die Hauptfigur ist Pi (eigentlich Piscine Molitor Patel), ein Junge, der in guten Verhältnissen in Indien aufwächst – sein Vater ist Zoodirektor. Das Leben Pis ist geprägt durch den Zoo, die Schule und die Rivalität mit seinem Bruder. Und die Religionen. So kommt es schließlich, dass Pi als gläubiger Hindu das Christentum und auch den Islam annimmt und alle drei Religion gleichzeitig aktiv ausübt.

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Das geradlinige Leben wird jedoch gestört, als der Vater beschließt, nach Kanada auszuwandern und einen Teil der Zootier mitzunehmen. Als das Schiff sinkt, kann sich nur Pi retten: vorerst mit einem Tiger, einer Hyäne, einem Orang-Utan und einem verletzten Zebra im Rettungsboot. Von den Tiere bleibt schließlich nur der Tiger übrig – Pi rettet sich inzwischen auf ein selbstgebautes Floß und von dort aus versorgt und zähmt er den Tiger. Schiffbruch mit Tiger 2Mit der Zeit schafft Pi für sich und den Tiger eine Routine im winzigen Boot im Pazifischen Ozean herzustellen, die das Überleben möglich macht. Unterbrechungen auf hoher See sind nur wenige: z.B.: die Begegnung mit einem französischen Schiffsbrüchigen oder das Stranden an einer seltsamen Algeninsel. Nach 227 Tagen schließlich werden Pi und der Tiger an der mexikanischen Küste angeschwemmt: der Tiger verschwindet sogleich im Urwald, Pi wird gefunden und ins Krankenhaus gebracht.
Sind es zu Beginn kulturelle, theologische, zoologische oder nautische Details, die Martels (Abenteuer-)Roman interessant machen, erreicht die Geschichte hier ihren (philosophischen) Höhepunkt: Pi wird bezüglich des Untergangs des japanischen Frachters befragt. Allerdings wird ihm kein Glaube geschenkt, da einiges am Bericht nicht vorstellbar ist. So wandelt Pi seine Geschichte kurzerhand in eine neue, glaubwürdigere Version ab, in der nur noch andere Schiffbrüchige, aber keine Tiere mehr vorkommen und er stellt die Frage, was die Interviewer denn für wahr halten wollen?

Arthur PymInsgesamt ein gut zu lesender Roman, stellenweise ein wenig trocken, jedoch fakten- und detailreich, so dass bei mir der Eindruck entstand, es wäre wirklich ein Tatsachenbericht oder zumindest authentisch (was das Buch definitiv nicht ist). Zuordnen lässt sich der Roman für mich nur schwer: es ist vordergründig kein theologisches Buch, eigentlich auch kein Abenteuerroman, kein wirklich philosophisches Werk und auch kein Naturkundebuch, kein … und doch ist es auch alles.
Ich empfehle das Buch jedenfalls.

Das Leben ist schön :-),
Thomas

P.S.: Das Buch wurde 2012 verfilmt und läuft aktuell in den Kinos an (Trailer).