Vorsatz 2

Zitat

Ich gestalte meine Beziehung zu dir aktiv.
Ich achte dabei darauf, dass es dir und mir gut geht.

Offene Kommunikation sorgt dafür,
dass deine und meine Bedürfnisse berücksichtigt sind.

Ich kann dir

meine Wahrheiten und meine Gefühle,
meine Sorgen und Ängste und
meine Schwächen

zumuten.

Ich arbeite daran,
authentischer zu sein.
Für mich, für dich, für uns …

Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger zieht zu seinem an Alzheimer erkrankten Vater und beschreibt seine Begegnungen, sein „In-Kontakt-Treten“ mit seinem Vater während dieser Zeit: sehr behutsam und liebevoll, respektvoll zurückhaltend. Die Erzählung endet, bevor der Vater schließlich stirbt, das Buch mit einer Zitaten- und Anektodensammlung.

Neben den Vater-Sohn-Gesprächen und den Fakten in der Gegenwart des Buches, werden in Rückblicken Lebensabschnitte des Vaters beleuchtet, die ein Verständnis für die schwierigeren Seiten der Persönlichkeit ermöglichen: besonders eindringlich ist die Traumatisierung durch die Kriegserlebnisse, die sich praktisch durch sein ganzes Leben ziehen.
Aus der Sicht der Kinder (Arnos und seiner Geschwister) ist die Organisation der Pflege und die Konfrontation mit dem nachlassenden Gedächtnis- und Erinnerungsvermögen und den Halluzinationen des Vaters eine außerordentliche Herausforderung.

Nie wirkt der Text auf mich voyeuristisch oder geht er über persönliche Grenzen. Besonderes sind die aufgezeichneten Dialoge, wie z.B.:

„Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“
„Ich kümmere mich um alles.“
„Mich dürft ihr nicht vergessen. Das wäre ungerecht.“
„Das tun wir nicht.“
„Du, aber ganz so leicht ist das nicht.“
„Ganz bestimmt, dich vergessen wir auf keinen Fall.“

Oder das Auseinandersetzen des Vaters mit der eigenen, erkannten zunehmenden Hilflosigkeit:

„Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen – Herrschaft noch einmal – egal – es ist nicht weltbewegend.“

„Der König in seinem Exil“ ist kein Buch über Alzheimer, über die Krankheit des Vaters, sondern ein schönes, ruhiges, liebevolles, unaufgeregtes Buch über das Altwerden. Über die Würde des Menschen.

Das Leben ist schön,
meint Thomas

Das Kartengeheimnis

Jostein Gaarder: Das Kartengeheimnis

Wie von Jostein Gaarder gewöhnt, ist dies ein Roman für Jugendliche, der jedoch durchaus auch für Erwachsene interessant zu lesen ist:
Der Vater macht sich mit dem zwölfjährigen Hans-Thomas von Schweden aus auf, um seine Frau (bzw. die Mutter des Jungen) zu suchen. Diese ist bereits vor Jahren nach Griechenland ‚durchgebrannt‘ ist und der Vater möchte sie überreden, nach Hause mitzukommen.

Auf der langen Autofahrt von Nord- nach Südeuropa ereignen sich viele rätselhafte Geschehnisse und Begegnungen, die jedoch nur vom Jungen wahrgenommen werden – und auch nur für ihn ‚vorgesehen‘ sind.
Bei Gaarder werden durch die rätselhaften Vorkommnisse und eine parallel zur Reiseerzählung verlaufende Geschichte natürlich philosophische Fragen aufgeworfen, wie: „Wo kommen wir her?“, „Gibt es einen Schöpfer?“, „Können wir unseren Schöpfer erkennen?“, „Was, wenn wir ihm begegnen?“, „Was ist Schicksal?“, „Wie real ist, was wir wahrnehmen?“, …

Wie schon der Titel vermuten lässt, steckt hinter den vielen rätselhaften Geschehnissen ein Geheimnis, dass sich um einen Satz Spielkarten dreht. So ist das Buch auch in 52 Kapitel eingeteilt, für jede Karte eines. Der Jocker spielt dabei eine besondere Rolle. Und es gibt einiges an Zahlenmystik hinter den Spielkarten zu entdecken :-).
Schließlich erkennt der Junge den Gesamtzusammenhang … und findet auch seine Mutter. Ob diese sich jedoch zur Rückkehr entscheidet, wird hier nicht ‚gespoilt‘ ;-).

Das Buch war für mich am Anfang ganz interessant, hat dann jedoch an Spannung verloren, so dass ich mir in der Mitte überlegte, es beiseite zu legen. Allerdings hielt ich noch durch und wurde schließlich doch wieder spannend und steigerte sich bis zum Schluss hin. (Ein ‚Spannungsbogen‘ übrigens, der mich an Gaarders ersten Erfolg „Sofies Welt“ erinnert hat.)

Insgesamt sicherlich eine empfehlenswerte Lektüre für Jugendliche –
Erwachsene dürfen sich keine zu große philosophische oder intellektuelle Herausforderungen erwarten, jedoch durchaus interessante angenehm-leichte Lese-Unterhaltung …

Das Leben ist schön,
meint Thomas

Das Wunder der Selbstliebe

Bärbel Mohr: Das Wunder der Selbstliebe.
Der geheime Schlüssel zum Öffnen aller Türen.

Im Vorwort schreibt Bärbel Mohr: „… so ist auch dieses Buch entstanden, weil genau dieses Thema gerade bei mir selbst anstand“. Daher ist der rote Faden durch das Buch wohl auch der Weg, auf dem sie sich diesem Thema genähert hat. Und dieser Weg beginnt mit der Frage: „Ist Selbstliebe überhaupt okay?“, führt durch verschiedene Aspekte wie „Umgang mit eigene Schwächen“, „Beziehungsfähigkeit, „Körper, Geist und Seele“, „Beziehung zu den Eltern“, … hin zum letzten Kapitel „Nächstenliebe dank Selbstliebe“.
Dem eigentlichen Inhalt folgt ein Nachruf: Bärbel Mohr ist nach Fertigstellung des Buches im Oktober 2010 gestorben.

„Das Wunder der Selbstliebe“ ist in 3 x 8 Kapitel unterteilt: die großen drei sind „Aller Anfang ist nicht schwer“, „Selbstliebe für Fortgeschrittene“ und „Auf dem Weg zum Selbstliebe-Profi“.
Den 24 Kapiteln steht jeweils ein schönes Bild mit Zitat voran, steigt mit Bärbel Mohrs Erfahrungen bzw. Selbstreflexion ein, führt an Geschichten und eigenen Einsichten die Aspekte des Themas ein und enthält Übungen zur Vertiefung.
Zum Beispiel in folgendem Kapitel:

Wie sprichst du mit dir selbst?„Wie sprichst du mit dir selbst?“

Der Einstieg erfolgt mit einer Geschichte eines Au-pair-Mädchens aus Kenia, dass mit dem Wetter in Deutschland einfach nie  zufrieden sein konnte. Schließlich erkennt Bärbel Mohr, dass die Unzufriedenheit des Mädchensgar nicht dem Wetter galt, sondern in Wirklichkeit sich selbst.
Negative Selbstansprache: wir sprechen oft negativ mit uns selbst, wenn wir nicht so gut bzw. erfolgreich sind, wie wir gerne sein möchten: „Ich schaffe das nicht. Ich Idiot! …“
Als Übung wird vorgeschlagen, sich selbst in Bezug auf verschiedene Fähigkeiten quanitativ einzuschätzen und gezielt an der Verbesserung dieser Fähigkeiten zu arbeiten. Es könnte zum Beispiel sein, dass der Wunsch, kreativ zu sein, lt. Eigeneinschätzung bereits zu 20 % erfüllt ist. Nun suche ich nach Situationen, in denen ich bereits kreativ bin bzw. war (immerhin schätze ich mich ja zu 20 % kreativ ein). Nun überlege ich mir Aktivitäten, um meine Kreativität weiter zu steigern. Z.B.: könnte ich mich entschließen, jedes Monat ein Museum besuchen um neue Eindrücke zu sammeln und/oder bei jeder größeren Entscheidung, die ich zu treffen habe, mir ein Mindmap anzufertigen. Damit erhalte ich eine Liste von Punkten, mit denen ich bereits zufrieden bin und eine, die ich umsetzen kann, um mich noch zu steigern. Durch diese Übungsanleitung wird aus einem Problemzustand ein Ressourcen-Zustand und eine Aktivitätsliste.
Ist Selbstliebe überhaupt okaySelbstaussagen (bewusst) verändern: Wenn mir negative Selbstaussagen aufgefallen sind, dann kann ich sie bewusst in eine positive Formulierung bringen und mir für Situation zurechtlegen, in denen ich mit mir eben nicht zufrieden bin. Aus „Ich Idiot!“ kann dann werden „Da war ich jetzt aber unaufmerksam. Das kann schon mal passieren und für das nächste Mal, werde ich meine ganze Konzentration für diese Aufgabe aufwenden, dann gelingt es mir besser.“
In Gute Gedanken sind heilsam führt Bärbel Mohr dann die positive Selbstkommunikation als wesentlichen Bestandteil für körperlichen Gesundheit an.

Insgesamt

Schon mit ihrem Buch „Bestellungen beim Universum“ hat Bärbel Mohr die Leser/innenschaft durch ihren Schreibstil geteilt: Entweder man mag ihren Stil sehr – oder man mag ihn gar nicht.
Sie spricht den Leser/die Leserin im IKEA-Stil mit „du“ an, scheint ihre Sichtweise nicht zu hinterfragen und als absolut wahr hinzustellen, bringt Zusammenhänge vereinfacht (oder gar nicht), beschreibt Schwieriges als Leichtes, deutet Banales als Besonderes, …

Das provozierte mich zuweilen.

Jene, die dieser Stil anspricht oder wer darüber zumindest hinwegkommt, der findet in diesem Buch jedoch frisch-fröhlich-leicht-präsentierte Anregungen, wie er seinem Leben mehr Tiefe geben kann.
Und so ‚leicht und oberflächlich‘ Bärbel Mohrs Stil ihre Texte auch erscheinen lässt, so ’schwer und tiefgründig‘ ist es, was dahinter verborgen ist (und in diesem Buch teilweise auch verborgen bleibt).

Das Leben ist schön :-)!
Thomas