Es ist nicht das Licht

Zitat

Es ist nicht das Licht, dass den Schatten wirft:
Es sind lichtundurchlässige Gegenstände,
die das Licht nehmen
und nicht weiter hinaus strahlen
und nur Dunkelheit übrig lassen.
Licht kann keine Schatten werfen.

Es ist nicht die Liebe, die zu Hass wird:
Es sind unsere lieblosen Schatten,
die die Liebe nehmen
und nicht weiter hinaus strahlen
und nur Hass übrig lassen.
Liebe kann niemals zu Hass werden.

Du weißt:
Wenn das Licht geht,
bleibt nur Schatten.

Meine erste Aufgabe …

Zitat

Es ist meine Aufgabe,
dafür zu sorgen,
dass es mir gut geht
und ich zufrieden bin.

Das ist Voraussetzung dafür,
dass ich sorgen kann,
dass es auch dir gut geht
und du zufrieden sein kannst.

Kinder einfühlend ins Leben begleiten

Elternschaft im Licht der Gewaltfreien KommunikationMarshall B. Rosenberg: Kinder einfühlend ins Leben begleiten.

Das Büchlein, dessen wesentlicher Inhalt auf den ersten 24 der insgesamt 42 Seiten ausgerollt wird, bringt eine sehr allgemein dargestellte Sichtweise auf das Zusammenleben mit Kindern, ausgeführt mit einigen wenigen Beispielen und Anekdoten zur Illustration. Im Grunde plädiert Rosenberg dafür, mit Menschen nicht abwertend und respektlos umzugehen, sondern sie als gleichwürdige Partner zu sehen. Das ist durch die (vermeintliche) Vor-Macht-Stellung der Eltern gegenüber ihren Kindern wesentlich schwieriger, als gegenüber gleichrangigen Menschen (z.B.: Arbeitskollegen).
Es könnte sein, dass das Büchlein ohne Wissen über „Gewaltfreie Kommunikation“ unverständlich bzw. nicht nachvollziehbar ist. Andererseits ist es für Menschen, die Erfahrung mit „Gewaltfreier Kommunikation“ haben, nichts Neues – höchstens eine Auffrischung, vielleicht ein neuer Impuls.

Erziehungswege

Wenn ich mein Weltbild über den Inhalt lege, so verdeutlicht Rosenberg, dass der dritte Erziehungsweg zu bevorzugen ist, da er Kindern die größte Entfaltungmöglichkeit für ihr Entwicklungspotenzial lässt.

Erster Erziehungsweg: Beeinflussung, Macht ausüben

Hiermit meine ich das „Beeinflussen“ der Kinder durch Zwang, Bedrohung, Bestrafung und Belohnung, allgemein durch Machtausübung. Nebenbei erwähnt, besteht letztendlich kein Unterschied zwischen Erziehung durch Bestrafung und Belohnung: Alle Anstrengungen dienen der Manipulation und der Einschränkung des menschlichen Verhaltens (in diesem Falle des Kindes) hin zu einem von außen vorgegebenem, erwünschten, nicht zu hinterfragendem, von einer höheren moralischen Instanz (Eltern, Gesellschaft, Religion, …) festgelegtem Verhalten. Viele Erziehungsratgeber hinterfragen diesen Grundansatz der elterlichen Autorität nicht, sondern geben Handwerkszeug in die Hand, diese Machtausübung versteckt, effizient und/oder möglichst ’nebenwirkungsfrei‘ auszführen.

Das Erziehungsergebnis ist nicht nur die erwünschten Anpassung, sondern auch die Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse, Entmutigung und damit das Fallenlassen eigener Ziele. Die Kinder entwickeln schließlich Widerstand, Agression und/oder Rückzug, Isolation.

Dieser Weg ist allgemein verbreitet und akzeptiert, so dass in unserer Gesellschaft auch die ‚Nebenwirkungen‘ in Form von Trotzphase, Pupertät, Rebellion, … als nicht vermeidbar und normal angesehen werden.

Zweiter Erziehungsweg: Machtübergabe (Laissez Faire)

Demgegenüber steht das andere Extrem: die Übergabe der „Macht“ an die Kinder selbst. Sie meiden Konflikte so sehr, dass sie die Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse aufgeben. Diese Eltern neigen dazu, ihre persönlichen, eigenen Grenzen den Kindern gegenüber nicht aufzuzeigen, geschweige denn deren Einhaltung einzufordern. Andererseits sind die Eltern auch nicht in der Lage, die wirklichen Bedürfnisse ihrer Kinder zu erkennen und ihnen ausreichend Unterstützung zu geben.

Das Erziehungsergebnis ist neben der erwünschten Entfaltung, Ausleben der kindlichen, unbegrenzten Bedürfnisse und der kindlichen Freiheit v.a. Verantwortungslosigkeit, grenzüberschreitendes Verhalten, Tyrannei, Gereiztheit, ….

Dieser Weg wird i.A. als so schlimm und verantwortungslos angesehen, dass die Unterscheidung zu einer anti-autoritären Erziehung (hier Verhandlungsbeziehung genannt) emotional oft nicht mehr möglich ist.

Dritter Erzieungsweg: Verhandlungsbeziehung

Rosenberg spricht sich für eine „bestimmte Qualität von Beziehung“ aus: Durch gegenseitigen Respekt und Anerkennung der Gleichwürdigkeit wird es möglich, in liebevolle Beziehung zu treten und Konfliktlösungen zu verhandeln, die es beiden Seiten ermöglicht, ihre Bedürfniserfüllung zu wahren. Ich bezeichne dies (etwas nüchtern) als Verhandlungsbeziehung. Wie das gehen kann, ist ausführlich bei M. B. Rosenbergs „Gewaltfreie Kommunikation“ nachzulesen – ein Buch, dass ich nach wie vor zu jenen drei Büchern zähle, die mich am stärksten beeinflusst haben.

Das Erziehungsergebnis besteht aus der erwünschten Entfaltung unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer, bringt eine Vertiefung der Eltern-Kind-Beziehung mit sich, fördert die Entwicklung kommunikativer Kompetenz, sozialer Kompetenz, Empathie, respekvollen Umgangs miteinander und anderen, …

Voraussetzung ist jedoch das Zurücknehmen des eigenen Machtanspruches und das Investieren des zeitlichen Aufwandes für das intensive „in-Beziehung-Tretens“ bereits bei scheinbar kleinen Konflikten.

Meine Motivation für Verhandlungsbeziehungen

Stimmt die Annahme, dass Kinder hauptsächlich durch das Imitieren des Erwachsenenverhaltens (hier v.a. der Eltern) lernen, so ergibt sich zwangsläufig folgende Frage zum Erziehungsstil an mich als Elternteil:

Bin ich zufrieden,
wenn sich mein Kind mir und anderen gegenüber so verhält,
wie ich mich ihm gegenüber verhalte?

Kann ich das uneingeschränkt mit ‚Ja‘ beantworten, so passt mein Erziehungsstil. Andernfalls muss ich mein Verhalten als Elternteil hinterfragen und adaptieren, um beim Kind eine entsprechende Anpassung zu erreichen. Andere Erziehungsmaßnahmen (Belohnen, Bedrohen, Belobigen, Bestrafen, Bestechen) führen dazu, dass das Kind diese Erziehungsmaßnahmen erlernt, nicht jedoch den Inhalt der Erziehungsmaßnahme.

Ein Beispiel

Wenn ich mein Kind anschreie, es solle die Türen nicht so zuknallen, dann lernt das Kind zum Beispiel folgendes:

  1. Um zu Vermeiden, dass mein Vater/meine Mutter mich anschreit, sollte ich die Tür leiser zu machen (was ja auch erwünscht ist, jedoch keine Erziehung im eigentlichen Sinne ist, sondern eher das Antrainieren einer Vermeidungsstrategie)
  2. Wenn mir das Verhalten einer anderen Person nicht passt, dann muss ich sie einfach anschreien, um zu erreichen, was ich will.
  3. Wenn ich mich über Vater/Mutter ärgere, dann kann ich mich rächen, indem ich die Türen knalle, damit sie sich auch ärgern.

Was das Kind jedenfalls nicht gelernt hat, ist, die Grenzen und Bedürfnisse anderer zu wahren, die da sein könnten: Bedürfniss nach Ruhe, Schonung der Möbel, Wertschätzung der bereitgestellten Umgebung, Sicherheit (bei einer Glastüre), …
Dazu ist eine andere Kommunikation, eine Konfliktaustragung, eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Kind notwendig. Wie das gehen kann, ist jedoch nicht in dem Büchlein „Kinder einfühlend ins Leben begleiten“ dargestellt. Daher die Empfehlung: „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marshall B. Rosenberg.

Das Leben ist schön :-),
Thomas

Die Kunst des klaren Denkens

52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassenRolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens.
52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen.

„Denkfehler sind systematische Abweichungen zur Rationalität, zum optimalen, logischen, vernünftigen Denken und Verhalten“ definiert Rolf Dobelli in seinem Vorwort. Vorerst hat er diese Denkfehler nur für sich gesammelt, dann in einer wöchentlichen Kolumne in der Frankfurter Allgmeinen Zeitung veröffentlicht und schließlich ist daraus dieses Buch geworden. Ich fand also 52 in etwa gleich lange Gedankensplitter zu psychologischen Fallen, in die wir Menschen gerne tappen (zumindest, wenn sie uns nicht bewusst sind).

Welcher Art diese Denkfehler nun sind, zeigt die folgende Auswahl:

  • #5: „The Sunk Cost Fallacy“: Wer Energie, Zeit, Geld, Gefühle, … in ein „Projekt“ investiert hat, hält möglicherweise am Projekt fest, obwohl bereits ersichtlich ist, dass ein erfolgreiches zu Ende führen des Projektes höchst unwahrscheinlich ist. Als Argument (zur Selbstüberlistung) dient dann gerne: „Jetzt habe ich bereits so viel investiert, da kann ich das Projekt jetzt doch nicht aufgeben.“ Als Entscheidungsgrundlage, ob ein Projekt weiter- bzw. fertiggeführt werden soll, kann aber nur der zu erwartende Erfolg/Gewinn dienen, nicht die Summe dessen, was bereits investiert wurde.
    Dieser Effekt lässt sich an vielen Beispielen zeigen: ein begonnenes Buch, das langweilig ist, wird fertiggelesen; ein uninteressanter Film fertiggeschaut; ein Studium wird mit Widerwillen abgeschlossen, weil man ja schon so weit ist; an einer finanzielle Investition ohne Rendite wird festgehalten, weil schon so viel Geld reingeflossen ist; eine problematische Partenerschaft wird aufrechtererhalten, weil es viel gemeinsames gibt; ein praktisch verlorener Krieg wird weitergeführt, weil die Zahl der Opfer schon so hoch ist; …).
    Die Dakota-Indianer wussten angeblich bereits: „Wenn du merkst, du reitest ein totes Pferd, dann steig ab.“
  • #14: „Der Rückschaufehler“: Möglicherweise hat Ihnen bereits jemals jemand irgendetwas gesagt wie: „Das habe ich schon kommen sehen.“ Vielleicht haben Sie das bereits auch selbst einmal gesagt. Und glücklicherweise haben Sie kein Tagebuch geführt, so dass Sie auch weiter nicht an Ihren prophetischen Fähigkeiten zweifeln müssen. Denn sehr oft erkennen wir Menschen im Rückblick Zusammenhänge, die vorher noch nicht klar waren. Es entsteht eine logisch nachvollziehbare Kette von Ereignissen und wir ‚vergessen‘ darüber, dass wir dies in der Vergangenheit nicht vorausgesehen haben (können), da wir nicht einmal alle Information hatten.
    Als großes Beispiel führt Dobelli den ersten Weltkrieg an, der ja ‚zwingend‘ aus dem Attentat in Sarajevo hervorging – jeoch nur aus der Rückschau: Die Kommentatoren jener Zeit konnten den Verlauf der Geschichte natürlich nicht vorhersehen.
    Ähnliches gilt für den Zerfall der UdSSR, die Wirtschaftskrise, Wahlausgänge, Beziehungsgeschichten, Stationen des eigenen Lebens, …
    D.h. wir neigen dazu, unsere prognostischen Fähigkeiten im Rückblick auf die Vergangenheit zu verifizieren – da haben wir jedoch bereits den Gesamtüberblick und -zusammenhang hergestellt. Der Rückschau-Fehler führt dazu, dass wir unsere prognostischen Fähigkeiten tendenziell überschätzen. Dobelli empfiehlt, ein Tagebuch zu führen um sich im Nachhinein mit seiner eigenen Sichtweise von damals zu konfrontieren: damit Sie herausfinden „welch schlechter Prognostiker Sie sind„.
  • #35: „Exponentielles Wachstum“: Für viele Menschen (vielleicht sogar für alle) ist es schwierig, die Größenordnung exponentiellen Wachstums intuitiv zu erfassen. Was bedeutet es, wenn die jährliche Teuerung 3,5 % beträgt? Nächstes Jahr kostet eine Wurstsemmel statt € 1,- halt € 1,04 – also nicht so schlimm. Allerdings wird bei dieser Teuerungsrat in ca. 20 Jahren alles doppelt so teuer wie heute sein. Oder anders herum: Ihr beiseite gelegtes Geld ist nur mehr die Hälfte wert. Exponentielles Wachstum ...Genauso wie der Frosch im Wasserkocher, der den langsamen Temperaturanstieg nicht bemerkt, unterschätzen wir exponentielle (also Zinsenzins-)Effekte in ihrer Größenordnung. Hier gibt Dobelli den Tipp: Rechnen Sie aus, wann eine Verdoppelung der Menge eintritt und zwar mit 70/prozentuelle Steigerung. Wenn es in einer Stadt zum Beispiel jedes Jahr 5 % mehr Hunde gibt, so würden ohne Gegenmaßnahmen in 70/5 = 14 Jahren doppelt so viele Hunde in der entsprechenden Stadt leben.

Zusammenfassung:

Insgesamt 52 solcher mehr oder weniger verwunderlichen Fehlleistungen hat Dobelli zusammengetragen und mit Beispielen privater Natur oder aus dem Bereich der Wirtschaft, hier speziell aus dem Anlagebereich, illustriert. Die Bezeichnung „Denkfehler“ und „Die Kunst des klaren Denkens“ finde ich irreführend – eher sind es Fehler, die durch unreflektiertes, intuitives Handeln, Selbstrechtfertigung, Vermeidung, Angst, Selbstüberschätzung, …. entstehen.
Durch Denken wären die Entscheidungen klar als ‚wenig hilfreich‘ bzw. ’schädlich‘ identifizierbar –
nur denken wir seltener, als wir denken, dass wir denken.

Insgesamt war das Buch eine kurzweilige Lektüre und durch die 52 abgeschlossenen Artikel auch leicht zwischendurch lesbar. Die Beispiel sind zwar etwas einseitig wirtschaftlich, aber leicht in die verschienden Lebensbereiche transferierbar.
Vor allem bei anderen Menschen in meiner Umgebung habe ich die beschriebenen Fehler ja auch gleich wiedererkannt 😉

Das Leben ist schön!
Thomas